Gestose in der Schwangerschaft

Gestose ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die während der Schwangerschaft als absoluter Risikofaktor gilt und sehr häufig ohne Vorankündigung auftritt. Wenn du also plötzlich einen bedenklichen Blutdruckwert hast, Magen-Kopfschmerzen oder Augenflimmern bekommst, dann solltest du dich unverzüglich auf den Weg ins Krankenhaus machen. Gestose ist eine Schwangerschaftsvergiftung, die eine lebensgefährliche Bedrohung für dich und dein Baby darstellt. Hier findest du nicht nur Informationen darüber, sondern auch zu den Themenbereichen Wassereinlagerungen, Eiweiß im Urin, Bluthochdruck und HELLP Syndrom.

Anzeichen einer Gestose

Die Gestose ist eine Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft existiert. Sie sogenannte Schwangerschaftsvergiftung wird durch drei Anzeichen definiert: Wassereinlagerungen, hoher Blutdruck und ungewöhnlich hoher Eiweißverlust im Urin. Tritt nur einer dieser Faktoren auf, handelt es sich bereits um eine Gestose. Warum und wie genau Gestose ausgelöst wird, ist derzeit noch Gegenstand von Studien und Untersuchungen. Man weiß jedenfalls, dass etwa 6 % aller Schwangeren davon betroffen sind. Bis vor einigen Jahren wurde die "Gestose" als Sammelbegriff verwendet, wenn alle drei oben beschriebene Faktoren zusammentrafen. Nun, das hat sich geändert und man spricht mittlerweile auch von einer „Hyperintensiven Schwangerschaftserkrankung“.

Wichtig: Wie auch immer man die Erkrankung nennen mag, sie ist unbedingt ernst zu nehmen. Schwangere tun gut daran, sich immer wieder hinsichtlich möglicher Anzeichen zu beobachten, jedoch ohne dabei in Panik zu verfallen.  Bei einer unerkannten Gestose besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass die Plazenta in ihrer Funktion eingeschränkt und das Kind nicht ausreichend versorgt wird. Auch Komplikationen bei der Nierenfunktion sind möglich.

Ödeme oder Wassereinlagerungen als Gestoseanzeichen

Ödeme sind in der Schwangerschaft bis zu einem gewissen Grad ganz normal. Meist treten sie an den Füßen, den Händen und eventuell im Gesicht auf. In der warmen Jahreszeit gibt es diesbezüglich mehr Probleme als in der kalten Jahreszeit.  Wassereinlagerungen schlagen sich auch auf der Waage nieder, wenngleich abnehmen hier nicht der richtige Ansatz ist. Zudem werden die Beine dick, die Finger größer, Ringe passen vielleicht nicht mehr und das Gehen fällt schwer. Immer noch werden solche Wassereinlagerungen übersehen oder als Gestoseanzeichen unterschätzt. Du solltest daher in jedem Fall mit deinem Arzt/deiner Ärztin sprechen. Wenn du bemerkst, dass du Sie dicke Füße bekommst, versuche so viel wie möglich zu trinken - mindestens drei Liter Wasser, Tee und Säfte.

Tipp: Auf Diäten, salzarme Kost und entwässernde Ernährung solltest du unbedingt verzichten, das belastet deine Nieren nur zusätzlich und ist kontraproduktiv.

Eiweiß im Urin

Eiweißverlust kann durchaus häufiger vorkommen, weil die Harnleiter in der Schwangerschaft durchlässiger sind als gewöhnlich. Von daher muss man ihn sozusagen mengenmäßig beobachten. Man hat ihn zur besseren Einordnung in Kategorien aufgeteilt: Ein (oder ab und an) zwei ++ im Mutterpass sind in der Regel noch nicht bedenklich. Eine permanent höhere Anzahl von zwei, drei oder mehr Pluszeichen sind Gestoseanzeichen. Der sogenannte Mittelstrahl liefert genauere Laborergebnisse und ist mit wenigen Bakterien durchsetzt. Wenn du also Urin abgibst, versuche zuerst ein wenig Urin in die Toilette zu lassen und dann erst den mittleren Strahl aufzufangen, wenn die Blase schon ein wenig entleert ist. Wirklich verhindern kannst du den Eiweißverlust nicht – du kannst jedoch eiweißreich essen und dadurch ein wenig ausgleichen.

Hoher Blutdruck in der Schwangerschaft

Bei einem Grenzwert von über 140/90 werden jeder Arzt und jede Hebamme sehr wachsam. Die wichtigere Zahl ist die Untere. Wenn dein Blutdruck in diesem Bereich liegt, sollte in jedem Fall engmagisch kontrolliert werden. Was man dabei jedoch nicht vergessen darf:  Aufregung und Angst treiben die Werte oft zusätzlich in die Höhe. Manchmal wird beispielsweise gleich nach einer Untersuchung gemessen und in so einem Fall ist dein Wert mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas verfälscht. Dann ist es ratsam, ca. 10 Minuten zu warten und noch mal zu schauen. Es ist nicht unbedingt nötig, gleich ins Krankenhaus zu gehen. Zeigt er jedoch auch nach 10 Minuten oder an anderen Messpunkten eine steigende Tendenz, gibt es keine Diskussionen. Wenn du bereits vor der Schwangerschaft unter hohem Blutdruck gelitten hast, wird auch das behandelt. Im Einzelfall muss man sich ansehen, welche Therapie geeignet ist. Eine begleitende Schwangerschaftsteemischung findest du hier.

Kritisch betrachtet: Der Trend zum Entwässern

Häufig hat man in den vergangenen Jahren die Empfehlung gehört, dass man bei Wassereinlagerungen entwässern sollte. Das ist mittlerweile jedoch nicht mehr zu empfehlen. Weder Brennnesseltee noch Medikamente eignen sich zur Entwässerung, auch von salzarmer Kost wird abgeraten. Es gibt eine Selbsthilfegruppe rund um das Thema Gestose, an die du dich wenden kannst. Weiterführendes Informationsmaterial und Beratung bei den Gestosefrauen sowie hier bei uns im Forum.

Geburt & Wochenbett

Bei Verdacht oder einer diagnostizierten Gestose bist du als Risikoschwangere eingestuft. Das bedeutet neben engmaschigen Kontrollen auch, dass die Geburt deines Kindes in einem Krankenhaus stattfinden sollte. Dort stehen alle medizinischen Möglichkeiten zur Verfügung, um dich und dein Baby im Notfall bestens versorgen zu können. Idealerweise gibt es in diesem Krankenhaus auch eine Station für die Frühversorgung von Babys (Neonatologie). Eine Einleitung sollte nicht vor der 39. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Wenn dein Baby über 4500 g wiegt, ist ein Kaiserschnitt indiziert. Bei Komplikationen wie z. B. dem HELLP-Syndrom oder einer Eklampsie, wird die Schwangerschaft in der Regel sofort per Kaiserschnitt beendet. Im Wochenbett wirst du weiterhin beobachtet, dein Glukosestoffwechsel wird umfassend kontrolliert. Möglicherweise kommt eine Insulintherapie oder eine spezielle Ernährungstherapie zum Einsatz.

Gut zu wissen: In etwa 13 % aller Fälle geht die Erkrankung auch nach der Entbindung nicht zurück. Ebenso besteht ein gewisses Risiko, später an Diabetes zu erkranken. Stillen wird übrigens ausdrücklich empfohlen, da es sich positiv auf deinen Stoffwechsel auswirkt