Die Wahl des Geburtsortes

Bei manchen taucht die Frage, wo denn das Kind zur Welt kommen soll, früher auf, bei anderen später. Üblicherweise werden Babys in Krankenhäusern geboren, in Deutschland liegt die Rate der außerklinischen Geburten bei etwa 1,5 %.

Ich spreche meine Schwangeren relativ früh auf den möglichen Geburtsort an, da man häufig Zeit für die Suche nach dem richtigen Umfeld braucht. Es ist wichtig, jene Wahl zu treffen, die für dich und deinen Partner passt und stimmig ist, ebenso sollte die Hebammenbegleitung zur Geburt oder im Wochenbett alsbald abgeklärt werden. Die Kapazitäten meiner Kolleginnen sind beschränkt, jede kann nur eine gewisse Anzahl von Geburten und Wochenbettbetreuungen anbieten. Beginne mit der Suche schon im ersten Schwangerschaftsdrittel.

Übrigens: Unseren großen Bereich zum Thema Geburt findest du hier.

Was du bei der Wahl der Klinik wissen solltest

Es ist gar nicht so einfach, jene Klinik zu finden, die genau deinen Wünschen entspricht – noch dazu weißt du ja vor der Geburt noch nicht, wie der Ablauf tatsächlich sein wird. Vieles weiß man leider erst nach der Entbindung. Du kannst dich jedoch im Vorfeld umfassend erkundigen, auf dein Bauchgefühl hören und dir gleichzeitig ein eigenes Bild von der Entbindungsstation der gewählten Klinik machen. Der Großteil aller Spitäler bietet Informationsabende oder Rundgänge für werdende Eltern an. Auch ein Geburtsvorbereitungskurs, den du vor Ort besuchst, kann darüber Aufschluss geben, wie die Geburtshilfe in der jeweiligen Einrichtung gehandhabt wird.

Jedes Paar hat andere Anforderungen an den Geburtsort, das hängt auch maßgeblich von individuellen Faktoren wie dem Schwangerschaftsverlauf oder Vorerkrankungen ab. Wir haben eine Liste für dich zusammengestellt, die dir helfen soll, persönlichen Kriterien und Wünsche bewusst zu machen und zu ergänzen. Du kannst die Liste auch ins Krankenhaus mitnehmen und dich im Zuge einer Informationsveranstaltung oder Kreißsaal-Führung gezielt nach gewissen Punkten erkundigen. Unter dem Menüpunkt Geburt steht dir zusätzlich einen Fragebogen zum Herunterladen und Ausdrucken zur Verfügung.

Folgende Aspekte helfen dir dabei, ein Bild von den Rahmenbedingungen und Abläufen auf der Geburtenstation zu bekommen:

  1. Wie sehen die Aufnahmeformalitäten aus, welche Unterlagen sind erforderlich? Welche Routinen gibt es nach der Aufnahme z. B. Rasur im Intimbereich, Einlauf etc.
  2. Ist eine Begleitperson, wie z. B. Mannes/Freundin/etc., immer erlaubt? Z.B. Auch bei Kaiserschnitten?
  3. Wie hoch ist die Dammschnittrate? Wie oft kommen Saugglocke oder Geburtszange zum Einsatz?
  4. Wie hoch ist die Rate der geplanten und ungeplanten Kaiserschnitte?
  5. Welche Geburtspositionen werden (theoretisch) angeboten? Gibt es z. B. einen Gebärhocker im Kreißsaal oder ein Gebärseil/Tuch?
  6. Findet die CTG - Überwachung dauerhaft oder in Abständen statt?
  7. Wird eine sanfte Geburt (wenig Licht, kein sofortiges Abnabeln, Stillförderung und Zeit für die Eltern nach der Geburt) gefördert?
  8. Wie stehen die Hebammen/Ärzte zur Gabe von Augentropfen oder Vitamin K?
  9. Können Eltern die Gabe von Augentropfen oder anderen Prophylaxen verweigern?
  10. Akzeptieren die Hebammen, wenn wir unser Kind nach der Geburt nicht baden, sondern die Käseschmiere belassen/verreiben wollen?
  11. Wird das Stillen gefördert?
  12. Gibt es Rooming-in oder Familienzimmer?
  13. Wenn zugefüttert wird/werden muss, wie wird das gehandhabt?
  14. Ist eine ambulante Geburt wirklich jederzeit erwünscht, sofern sie medizinisch möglich ist?
  15. Entbindet das Geburtsteam auch bei Beckenendlage oder sehr großen Kindern natürlich oder wird automatisch ein Kaiserschnitt angeordnet?
  16. Ab wann wird eingeleitet und wie?
  17. Wie oft finden Hebammenwechsel statt – auch noch kurz vor Ende der Geburt?
  18. Darf ich meine eigene Hebamme (Beleghebamme) mitbringen?

Außerklinische Geburten & Hausgeburten

Der Sammelbegriff „außerklinisch" umfasst sämtliche Geburten, die nicht in einer Klinik stattfinden. Die Idee, an einem anderen Ort als in einem Krankenhaus zu entbinden, stößt nicht nur in Deutschland auf viele Kritiker. Dennoch wächst das Interesse an diesem Bereich – nicht zuletzt auch aufgrund der Corona-Pandemie.

2020 gab es in Deutschland laut der QUAG (Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe) 13.969 Geburtshaus- und Hausgeburten. Damit liegt der Anteil der außerklinischen Geburten bei 1,8 %.

Die Hausgeburtsdebatte wird mitunter sehr emotional geführt und ich denke, es ist wichtig, sowohl Fakten als auch Gefühle sprechen zu lassen. Für werdende Eltern kann es hilfreich sein, sich gewisse Zahlen anzusehen und diese zu beurteilen. Ebenso spielt das eigene Gefühl eine Rolle. Nicht jedes Paar fühlt sich außerhalb einer Klinik wohl und gut aufgehoben. Manche Paare würden gerne in aller Privatheit entbinden, der Verlauf der Schwangerschaft lässt es jedoch nicht zu. Andere wissen von Anfang an, dass ihr Baby zu Hause auf die Welt kommen wird. Diese Entscheidung ist stets so einzigartig wie die Schwangerschaft selbst.

Die Zahlen von 2020 zeigen 13.969 Kinder, die zu Hause oder in einem Geburtshaus das Licht der Welt erblickt haben. Hinzukommen 2.466 Kinder, bei denen die Geburt außerklinisch angefangen hat, jedoch ins Krankenhaus verlegt wurde. Notfälle sind eher selten dokumentiert und kommen im Vergleich dazu im Krankenhaus ebenso vor. Der Großteil aller Verlegungen ist eine Vorsichtsmaßnahme, wenn die Hebamme bemerkt, dass die Mutter in den eigenen vier Wänden nicht mehr vorankommt oder sich Unregelmäßigkeiten im Geburtsverlauf abzeichnen. Die meisten Kinder kommen dann in ruhiger Atmosphäre im Krankenhaus zur Welt.

Wissenswert: Gewisse Faktoren schließen eine Hausgeburt oder Geburt im Geburtshaus aus. Dazu zählen u. a. Risikoschwangerschaften, Frühgeburten, Vorerkrankungen, Mehrlingsschwangerschaften oder Erkrankungen des Babys.