Geburtswehen in den unterschiedlichen Phasen der Geburt

Wehen sind zentrale Akteure im natürlichen Geburtsverlauf und auch bei einem geplanten Kaiserschnitt. Sie geben sowohl dem Baby als auch dem Körper das eindeutige Signal: Jetzt geht es los, jetzt beginnt die Reise durch den Geburtskanal. Eine Wehe ist die Kontraktion, also das kräftige Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur. Es gibt unterschiedlichste Arten von Wehen, vielleicht hast du bereits in der Schwangerschaft Übungswehen bemerkt.

Sich mental auf die Wehen vorbereiten

Wenn du nicht schon einmal Mama geworden bist, kannst du dir vermutlich schwer vorstellen, wie sich eine Wehe anfühlt. Grundsätzlich macht es jedoch Sinn, sich bereits im Vorfeld ein paar Gedanken zum Umgang mit Geburtsschmerzen, Geburtserleichterung und Schmerzbekämpfung zu machen.  Wir können davon ausgehen, dass wir stets etwas dagegen tun können, wenn wir Schmerzen haben. Bei Wehen ist das jedoch anders, denn zuerst kannst du einfach einmal nichts dagegen tun. Sie kommen und gehen, du darfst lernen, die Wellen zu verarbeiten und auszuhalten, die Ruhephasen dazwischen gut für dich zu nutzen.  Denk dabei immer daran, dass du die Wehen brauchst. Sie sind notwendig, damit sich dein Baby auf diese Welt schieben kann.

Je nach Geburtsverlauf wirst du vermutlich das eine oder andere Mal an den Punkt kommen, an dem du dir nur mehr wünschst, dass alles aufhört oder du dir denkst, du schaffst es nicht mehr. Das ist vollkommen normal. Deine Hebamme und dein Partner werden dir beistehen. Und wenn du möchtest, gibt es im Spital auch einige Möglichkeiten der Schmerzlinderung von Infusionen mit Schmerzmitteln bis hin zur PDA .

„Ich rate meinen Frauen immer, sich nicht bereits im Vorfeld festzulegen. Konzentriere dich nicht darauf, um jeden Preis ohne Schmerzmittel oder auf eine bestimmte Art und Weise zu entbinden. Eine solche Einstellung führt erfahrungsgemäß dazu, dass du dich schnell als Versagerin fühlst, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Dann ist die Enttäuschung groß. Vielleicht musst du auch die Kontrolle abgeben, um dich auf Wichtigeres konzentrieren zu können. Jede Entbindung entwickelt ihre eigene Dynamik. Wenn du dir dessen bewusst wirst, wird dein Kopf frei und alles entspannter. Übrigens: auch wenn du schon Kinder hast, könnte dich die Geburt des nächsten Kindes durchaus überraschen. Keine Geburt gleicht der anderen!“

Eröffnungswehen als Urkraft

Es ist schwer, Eröffnungswehen zu beschreiben. Wie der Name jedoch schon sagt, markieren sie den Beginn der Geburt. Sie fühlen sich jedenfalls nicht wie Periodenschmerzen an. Eröffnungswehen sind durchaus kräftig, wenngleich sie von jeder Frau anders empfunden werden. Mit Geburtsbeginn wirst auch du Kräfte freisetzen, die dir bislang unbekannt waren. Das hormonelle Zusammenspiel in deinem Körper stimmt sich automatisch auf die Wehen und die Verarbeitung des Schmerzes ein. Die schmerzhaften Kontraktionen erscheinen in Wellen. Das bedeutet, dass du zwischendurch auch Pausen haben wirst, die dir je nach Geburtsphase zu kurz vorkommen können.

Eröffnungswehen (oder auch Geburtswehen) sorgen für die vollständige Öffnung des Muttermundes. Ausführliche Informationen findest du unter der Animation Geburtsvorgang.  Sie vermittelt einen umfassenden Eindruck über den Weg deines Babys. Bei Fragen kannst du dich ans Forum wenden, vielleicht magst du auch die positiven Geburtsberichte der Userinnen lesen.

Die letzte Etappe der Geburt: Presswehen

Am Übergang von den Geburtswehen zu den Presswehen ist dein Muttermund auf die erforderlichen 10 cm geöffnet. Die Presswehen setzen ein. Sie sind intensiver und kommen in immer kürzeren Abständen. Häufig kommen sie ausgerechnet dann, wenn du das Gefühl hast, mit deiner Kraft bereits am Ende zu sein. Bist du aber nicht! Die Aussicht dein Baby bald im Arm zu halten, setzt neue Energie frei. Diese Wehen kannst du dir wie eine Stauung vorstellen. Unterdrückst du das Gefühl oder presst/schiebst du nicht in die richtige Richtung, sind sie schmerzhafter als nötig. Manche Frauen halten sich zurück, weil sie Angst haben, Stuhl mitzupressen. Damit solltest du dich jedoch nicht belastet, Hebammen sind alles gewöhnt.  Nun darfst du mitpressen, vielleicht ist das für dich auch ein angenehmes Gefühl. Du kannst jetzt aktiv werden. Es tut zwar immer noch weh, ist aber viel besser auszuhalten. Du kannst auf die Unterstützung der Hormone und deiner tatkräftigen Hebamme vertrauen.

Nachwehen

Nun ist es geschafft: Dein Baby liegt schon bei dir am Bauch oder trinkt bereits an deiner Brust. Der Sturm der Geburts- und Presswehen ist vorübergezogen, du hast alles gut gemeistert. Was wir jetzt noch brauchen, sind die Nachwehen. Sie sind nicht mehr so schmerzhaft, wenngleich du sie natürlich bemerken wirst. Nachwehen sorgen dafür, dass die Plazenta/Nachgeburt vollständig geboren wird, sie aktivieren die Rückbildung der Gebärmutter und fördern die Milchbildung. Dein Baby wird dich vermutlich ablenken, viele Frauen empfinden sie nicht anders als Regelschmerzen. Auch im Wochenbett halten die Nachwehen noch ein wenig an – zumeist spürst du sie, wenn dein Baby an der Brust ansaugt. Das sind wichtige Prozesse für die Gebärmutterrückbildung, die von deiner Nachsorgehebamme auch kontrolliert wird.

Ab dem zweiten Kind werden die Beschwerden allerdings schmerzhafter. Darauf solltest du vorbereitet sein. Nach jeder Geburt bleibt die Gebärmutter etwas "größer". Jede weitere Dehnung in der Schwangerschaft macht es für diesen Muskel mühsamer, sich wieder zurückzubilden. So braucht sie bei jedem Kind länger dazu. Daraus erklären sich die vermehrten Schmerzen von Mehrgebärenden.

Männer und Wehen: Die andere Sichtweise auf Geburtsschmerzen

Männer spielen in der Schwangerschaft und im Geburtsverlauf ebenfalls eine wichtige Rolle, die jedoch manchmal nicht so einfach zu definieren ist.  Männer und Frauen nehmen gewisse Phasen der Schwangerschaft und auch die Geburt vollkommen unterschiedlich wahr.

„Als Hebamme bemerke ich oft schon gravierende Unterschiede am Partnerabend der Geburtsvorbereitung. Es sind natürlich nicht alle Männer gleich.  Die allermeisten Partner fühlen sich jedoch hilflos und damit können sie oft nicht sonderlich gut umgehen. Im Kreißsaal äußert sich das dann auf höchst verschiedene Weise. Ich sehe in Kursen oft genervtes "Augenverdrehen", wenn es um das Thema Schmerzen geht. Besonders der Ansatz, die Wehen anzunehmen und nicht zu bekämpfen, wird häufig belächelt. Viele Partner fragen sich, warum man die Möglichkeiten der modernen Medizin nicht voll ausschöpfen sollte. Sie verstehen auch nicht, warum man nicht sofort eine PDA in Anspruch nimmt.“

Jedes Paar geht mit der Geburtssituation anders um, ihr könnt letztlich auch nicht wissen, was genau auf euch zukommen wird. Für Männer ist es hilfreich zu verstehen, dass Schmerzen kein Feind sind, den man bekämpfen müsste und sie ihre Frau auch nicht davor retten müssen. Meist sind Frauen gut in der Lage, mit dem Schmerz umzugehen, sie finden ihren eigenen Rhythmus.  Für Männer, die sich gerne an Zahlen und Fakten orientieren, haben wir hier eine interessante Studie.