Geburtsbericht: Mit Zwillingen in der Beckenendlage
Wie alles begann...
Am 12. Oktober 2011 bekamen wir eine überraschende Nachricht von einem Frauenarzt. Ich bin erneut schwanger (8. Woche). Trotz Hormonspirale, die sich jetzt nachweislich in Teile zerlegt hatte. Wir waren dann gleich bei der Beratungsstelle. Ein Abbruch stand schon sehr in der Luft. Am 13. Oktober sind wir dann doch noch zu meiner alten Gynäkologin, wo auch die Spirale gelegt wurde. Geglaubt hat sie uns zuerst nicht so wirklich. Wollte wissen, wie die SS bestätigt wurde usw. Wir haben sehr lange gesprochen, bis dann die Untersuchung kam. Beim Abtasten kam mir die Gebärmutter schon ziemlich hoch vor. Gut, ich habe schon 4 Kinder und mit jedem ist der Bauch schneller gewachsen. Ultraschall, kurzes Schweigen meiner Frauenärztin, ich starre auf den Bildschirm und sehe da wie gespiegelt eine 2. Fruchtblase, die auch bewohnt ist. Tränen, lange Gespräche, Eltern und Schwiegereltern halten uns für verrückt, dass wir es vielleicht doch nicht abbrechen. Ich weiß heute noch, wie ich mit der Entscheidung zu kämpfen hatte.
Doch es stand fest - wir werden auch diese Babys bekommen, wenn sie bleiben wollen, dann soll es auch so sein. Unverständnis der Familie, Freunde haben uns aber bald unterstützt, was auch gut half. Sehr lange freute ich mich nicht drüber.
Die ersten vier Monate waren anstrengend. Aber es lief alles wie geschmiert. Keine wirklichen Beschwerden, alles immer zeitgerecht entwickelt, ich war glücklich und stolz, dass mein Körper so eine Leistung erbringt. Nach 4 Kindern grenzte es für mich fast an ein Wunder, dass ich keine Gefahren (Frühgeburt, Unterversorgung usw.) in der SS hatte. Ich war bis zum Schluss fit und musste mich nur die letzten 3 Wochen schonen. Die hatte ich auch verdient!
Nur ein Spielchen wollte unser Schicksal mit uns spielen ... Unser führender Zwilling lag seit 30. Woche in Beckenendlage, was in der Regel einen Kaiserschnitt mit sich bringt. Das 2. Baby hat sich bis zur letzten Wehe rundherum gedreht. Nützte uns erst mal nicht viel, schließlich musste es als Zweites das Licht der Welt erblicken. Den Gedanken an einen Kaiserschnitt konnte ich fast nicht ertragen, es war für mich das Furchtbarste, was mir je passieren konnte. Ich konnte damit nicht leben. Warum auch immer, viele wünschen sich einen Kaiserschnitt, für viele ist es auch einfach nicht schlimm, wenn sie einen Kaiserschnitt bekommen. Doch für mich war es sehr schlimm, habe ja nicht eine Frau gesehen, der es nach einem Kaiserschnitt nicht richtig schlecht ging. Ich weiß, wie ich mich nach jeder natürlichen Geburt gefühlt habe - topfit, 1 Stunde später konnte ich aufstehen und mein Baby selbst versorgen, keine wirklichen Schmerzen, keine Schnitte/Verletzungen, keine Komplikationen. Danach habe ich mich hier auch gesehnt. Ich wollte meine letzte Geburt nicht als Kaiserschnitt erleben.
Die spontane Geburt von Zwillingen
Dass eine Zwillingsspontangeburt auch nicht ganz ohne ist, wusste ich auch. Man liest viel in Büchern und macht sich Gedanken: Das erst Kind kommt noch raus, das zweite Baby bekommt Probleme oder dreht sich quer, wird geholt, die Babys verhaken sich, die Nachgeburt kommt nicht heraus, Verblutungsgefahr, evtl. Bluttransfusionen danach, Nabelschnurrvorfall – das sind nur einige der Horrorgeschichten, die man so hört. Eigentlich sollte eine Schwangere so was gar nicht zum Lesen bekommen. Viele haben mir davon abgeraten, negative Geschichte erzählt, viele wussten nicht einmal, dass ein Baby mit dem Po voraus geboren werden kann. Die Angstmacherei trug nicht zur Motivation bei. Doch einen Versuch war es werthttps://contaoratgeber2.babyforum.app/geburt.html
Phase 1: Warten. 02.05.2012, 14:30 Ankunft im KH
2 Krankenhäuser standen zur Diskussion. Eines davon hat doch kalte Füße bekommen und mir eine Sectio für den 4.5.2012 nahegelegt. An dem Tag war ich kurz davor zu sagen, ja, wir holen die beiden per Kaiserschnitt und sind auf der sicheren Seite. Doch irgendwie gab ich nicht auf. Das 2. Krankenhaus versprach uns, die Geburt spontan zu versuchen, was bisher aus dieser Lage (beim führenden Zwilling) dort nicht gemacht wurde. Ich war glücklich, erleichtert und aber auch total ängstlich (was aber niemand bis jetzt weiß). Ich wusste zu gut, was schief gehen konnte und hatte große Angst um die Babys und um uns alle. Am 2.05. ging ich zu meiner Frauenärztin. Ich wusste, dass mein Muttermund schon fingerdurchlässig war und auf ca. 2 cm verkürzt. Meine Frauenärztin schob plötzlich Panik, dass der Muttermund offen wäre. Ich dachte natürlich, sie meint ganz offen. Laut ihrer Aussage waren es 2-3 cm, ich soll sofort ins KH, weil die Geburt so gut wie sicher jede Sekunde losgehen konnte.
An dem Tag hatten wir noch den Fototermin für die Bauchfotos, den wollten wir noch machen. Mein Mann spielte mit, er vertraute meinem Gefühl, was mir sagte, es wird an diesem Tag nix passieren. Schöne Aufnahmen, danach noch schnell was gegessen und dann ab ins KH. Dort erwarteten die Ärzte uns schon. Die Untersuchung des Muttermundes ergab, dass er bei 4-5 cm geöffnet ist. Mir wurde ein Zugang gelegt, danach wurde gleich das CTG gemacht. Leichte Wehen, für mich kaum spürbar. Herzen der Babys fast im Gleichklang, den beiden ging es prima. Wir beschlossen uns, die Nacht abzuwarten. Ich bekam ein Zimmer, Familienzimmer haben wir abgelehnt, weil alle hier meinten, es wird in den nächsten Stunden was passieren. Außerdem musste man das Familienzimmer für mindestens 3 Tage buchen (das hatten wir nicht vor, ich hoffte auf eine schnelle Entbindung). Dass die Babys noch gar nicht so wirklich auf die Welt möchten, diesen Gedanken wollte niemand vertreten.
Wir gingen spazieren, es gab hier einen schönen Patientengarten. Wetter war schön, mir war es mal zu heiß, mal zu kalt. Ich hatte Angst, dass doch was schief geht, dass etwas passiert, dass ich es nicht schaffe. An dem Abend folgten noch 2 weitere CTGs und immer dasselbe Ergebnis. Sobald man mich am Gang gesehen hat, wurde ich sofort befragt, ob es schlimmer wurde, ob ich was merke. Ein bisschen merkte ich schon - was sich aber nicht anders als vor 3-4 Wochen anfühlte. Wir sind noch abends schön zum Essen gegangen, die Hebammen waren ziemlich verständnisvoll und haben uns ein Familien-Wehenzimmer gegeben. Allerdings hieß es, sobald alle Wehenzimmer voll sind und jemand es sehr eilig hat, werden wir nicht drinbleiben dürfen, wenn wir noch gar nicht so weit sind.
Dann kam Gewitter und alle meinten, es könnte heute voll werden. War zum Glück nicht so. Die Nacht war ruhig, ich musste öfter aufs Klo, hatte immer das Gefühl, platzen zu müssen, sobald die Blase oder der Darm voll war. Dabei bekam ich immer starke Wehen mit starken Schmerzen an der Blase oder Darm. War immer ein Hinweis, um aufzustehen. Nervig .... Ab 2 Uhr wurde es ziemlich ungemütlich - eine Frau war mittendrin und hat geschrien und wurde mit jeder Wehe immer lauter. Ja, man wird gehört und auch richtig! Wenn man weiß, dass man es noch vor sich hat .... Doch ab 4 Uhr war es vorbei, Babyschreie und danach kam nix mehr. Die Frau hat es geschafft!
Um 7 Uhr war die Nacht vorbei, wieder CTG, alles bestens, am Muttermund hat sich nix getan. Wir sind frühstücken gegangen, dort habe ich eine Frau entdeckt, die noch schwanger aussah und nicht nach der Entbindung. Tatsächlich stand sie auch in der Warteschlange, vorzeitiger Blasensprung und leichte Wehen. Auch haben wir von einer Zwillingsmama erfahren, die 3 Tage davor ihre beiden Mädchen spontan zur Welt brachte, allerdings beide aus SL.
Das machte mir Mut. Allerdings habe ich mit einigen Frauen gesprochen, die einen KS hatten, manche geplant wegen BEL. Eine, weil das Baby einfach nicht reinrutschte und stecken blieb. Hm, kann uns genauso passieren. Um 9 Uhr kam dann die Oberärztin und hat mich untersucht, Muttermund weich, lässt sich gut auf 6-7 cm aufdehnen (!), Steiß aber noch weit oben. Sie hat gemeint, jetzt wird es etwas wehtun, wenn es zu viel wird, soll ich sagen.
Ich wusste, dass es die Eipollösung war, es hat auch richtig wehgetan, irgendwann sagte ich "Stopp", weil es nicht mehr auszuhalten war. Sie hat sich entschuldigt, meinte, dass es vielleicht reicht und wir noch spazieren gehen sollten. Aber nicht zu weit weg , falls die Blase platzt oder ich starke Wehen bekomme.
Ich soll um 12 kommen, dann wird weiter geschaut. Aber es passierte nicht wirklich viel, Wehen zwar immer wieder da, ich empfand sie aber überhaupt nicht stark, ich spürte einfach nur einen harten Bauch. Schmerzen habe ich nur am Muttermund aufgrund der Untersuchungen. Als wir kamen, waren alle gespannt und ich musste leider berichten, dass ich gut wie keine Schmerzen hatte. Einer Muttermunddehnung hatte ich nicht mehr zugestimmt, Tasten war jedoch okay für mich.
Phase 2: Sanfter Einleitungsversuch. 03.05.2012, ab 13 Uhr
Das CTG war wieder gut, Wehen da, manchmal bis zum Anschlag, weiter kann das Gerät nicht schreiben. Alle fragten mich, ob ich was merke. Ja, natürlich, so ab 50 Einheiten wurde es dann leicht unangenehm. Aber keine Schmerzen. Nach dem Mittagsessen entschieden wir uns, es mit einem Wehencocktail zu versuchen. Das ist auch ziemlich bald fertig und schmeckt besser, als es aussieht. Finde den sogar lecker...:) Danach wurden mir noch nasse Lappen mit Rosmarin gebracht zum Einreiben. Alle 20 Minuten wurde ich befragt, ob es schlimmer wird. Ich habe stets verneint und zeigt mich nach außen locker, alle lachten über mich und stellten fest, wie cool ich sei. In Wirklichkeit hatte ich große Angst, zeigte das aber niemandem, dass ich doch nicht so locker drauf war. Angst ist für mich eine Schwäche und die durfte ich in der Situation einfach nicht haben.
Bei einer BEL Geburt muss man auch warten können, Geduld haben und es langsam angehen. Das CTG war wie immer prima, wir scherzten mit den Hebammen, die Frau mit dem Blasensprung bekam ihr Baby um 15 Uhr ca. Doch schneller als ich. Man hat auch sie schreien können, ich war etwas neidisch. Mein Mann war mal da, mal nicht, er musste seine Sachen in der Arbeit erledigen und war fast ununterbrochen am Telefon, aber immer in der Sichtweite für den Fall der Fälle.
Ich durfte nicht weit weggehen, alle hatten Angst um einen Blasensprung. Um kurz vor 17 legte ich mich noch kurz hin, weil ich fix und fertig war. Meine Beine schmerzten vom Herumlaufen, so langsam kamen Zweifel auf. Ziemlich bald wurde ich wieder von 2 Oberärzten geweckt. Eine Hebamme und eine Schwester waren auch dabei. Sie sagten mir, der Doktor möchte mich auch noch untersuchen (er sei auch sehr erfahren, was BEL-Geburten angeht). Wahnsinn, wenn ich alle aufzähle, die ihre Hände in mir drin hatten ... Aber meine Schamgefühle hatte ich schon längst aufgegeben, bei so vielen Kindern, die da raus kamen :). Je nach Befund wollten sie dann die Blase öffnen.
Phase 3 ab 17:30 Uhr. Noch ein Versuch!
Befund war nach wie vor nicht optimal, der Muttermund war nicht das Problem. Er war auf 8-9 cm geöffnet, die Wehen aber zu schwach, sodass das Kind nicht nachrutschen konnte. Evtl. sei die Gebärmutter überdehnt und es würde eine Wehenschwäche vorliegen, so die Vermutung im Krankenhaus. Man hätte abwarten können, wir sollten es dann aber doch lieber mit dem Wehentropf versuchen und dann wäre der Vorschlag, die Blase aufzumachen, weil es vielleicht zu viel Wasser gäbe und das Baby deswegen nicht so leicht runterrutschen könnte. Außerdem denke ich rückblickend, dass das Personal so langsam auch wollte, dass es vorangeht, vielleicht wollten die auch mal heim, Schichtwechsel ist ja immer um 19 Uhr. Das Wort Kaiserschnitt stand auch im Raum.
Mein Mann hat noch viel telefoniert und ich wurde etwas traurig. Ich redete mit meinem Mann und wollte langsam auch wissen, wo die Reise hingeht. Ich hatte Angst, dass auch der Tropf nix bringen würde. Vom Gefühl wollten die Zwerge noch nicht raus. Wir gingen in den Kreißsaal, danach ging alles sehr schnell. Tropf läuft ab. 17:45: Geburt ist jetzt endgültig gestartet. Wehen alle 2 Minuten bis zum Anschlag, ich empfand die als leicht unangenehm, machte Scherze, befragte die Hebamme, warum ein Tropf und nicht ein Zäpfchen, welches Mittel drin ist usw. Geplant war, dass ich ca. 30 Minuten warte.
Ich bin die ganze Zeit aufrecht gewesen, weil ich im Stehen die Wehen und den Druck nach unten am besten spüren konnte. Irgendwann war tatsächlich Schichtwechsel bei den Oberärzten, eine andere Ärztin stellte sich vor. Sie war mir zwar nicht so sympathisch, aber gut, sie sollte ihren Job machen. Ca. 30 Minuten ab dem Tropfbeginn musste ich auf das Bett. Danach war der angenehme Teil ziemlich vorbei. Im Liegen fühlte ich mich unwohl. Das ganze Gewicht drückte auf den Rücken, ich schwitzte, mir wurde heiß. Der Muttermund war fast komplett geöffnet, nur ein Rand blieb. Und der Popo war immer noch weit oben. Wir mussten warten, bis das Kind selbst nachrutscht. BEL benötigt viel Geduld, man sollte möglichst wenig nachhelfen, damit man möglichst viel Erfolg hat. Der Steiß muss den Weg finden, was oft schwierig ist, weil der nicht so optimal geformt ist wie ein Köpfchen. Der Kopf kann sich den Weg besser bahnen, deswegen geht es meistens schnell. Der Steiß kann auch stecken bleiben. Das hört man immer wieder. Ich spürte Druck, seitdem ich auf dem Bett liege. Ein paar Minuten wurde gewartet, ob die Blase nicht von selber aufgeht, danach bestimmt das Baby, wo es hingeht. Doch die Blase platzte nicht, also holten sie eine Nadel. Sie erklärten mir (bzw. die Hebamme), dass sie nur ein kleines Loch machen würden, die Blase sollte nicht vollständig platzen, weil das Kind evtl. nach oben rutschen kann.
Alle Handlungen waren gut überlegt. Ich hatte Angst, aber Vertrauen in die ÄrztInnen. Und dann lief schon langsam das Wasser ab. Ich hatte starken Pressdrang und durfte auf keinen Fall mitschieben, ich wurde bei jeder Wehe dran erinnert. Ich sollte den Körper machen lassen und nicht aktiv mitwirken. Die Hebamme hielt das Loch immer wieder fest, unter der Wehe hat sie losgelassen, sodass Wasser nachfließen konnte. Es war eine Erleichterung, doch der Pressdrang wurde immer schlimmer. Der Muttermund war immer noch nicht vollständig geöffnet, der Po rutschte immer noch nicht ganz nach. Die Oberärztin greift immer wieder ein und massiert das Baby sanft am Steiß. Die Schmerzen waren spürbar da und ich wusste nicht, wie lange ich noch so mitmachen kann. Es war komisch, gegen das Gefühl kämpfen zu müssen. Wenn ich nur durfte, hätte ich sofort kräftig mitgeschoben. Doch das durfte ich nicht. Niemand wusste, wie lange es noch dauern würde. Mir wurden Schmerzmittel angeboten, ich lehnte es auch nicht ab. Ich wusste bereits, dass es nicht bei 2-3-mal Pressen bleiben und ich meine Kraft noch brauchen würde.
Der Pressdrang war da, der Schmerz wurde minimal besser. Ich wünschte mir nur eines - mal kurz schlafen zu dürfen, ich hatte wenig Kraft, mir war heiß. Beim nochmaligen Reinfassen meinte die OÄ, der Rand ist noch da, aber ziemlich dünn, dabei merkte ich einen Tritt. Die Oberärztin meinte, da wäre was leicht nachgerutscht, vermutlich läge der Steiß jetzt tiefer.
Die Hebamme fragte, wie dick der Rand vom Muttermund sei, die Ärztin zeigte es mit den Händen an und die Hebamme meinte, dass es deutlich weniger wäre als noch zuvor. Auf einmal wurde es ganz leer im Raum und wir waren nur mehr zu zweit, weil sie sich im Nebenraum beraten und was schreiben wollten. Ich habe nicht geschrien, eher manchmal leise vor mich hin getönt. Um 19 Uhr war Schichtwechsel bei den Hebammen. Die Hebamme, die bisher alles mitgemacht hatte, wollte auf eigenen Wunsch bleiben (das obwohl sie selbst 3 Kinder hat und jetzt eigentlich Feierabend hätte).
Ich versuchte, die Blicke der Anwesenden zu deuten. Die Oberärztin sagte immer weniger, sie erklärte auch ziemlich trocken, was sie tut. Die anderen waren netter, aber ich dachte mir, egal, Hauptsache, sie tun, was sie müssen. Vom Kaiserschnitt war keine Rede mehr, ich hatte auch nicht mitgekriegt, dass das OP-Team irgendwo in der Nähe wäre. Um kurz nach 19 Uhr griff die Hebamme zum Telefon. Ich fragte, was jetzt alles passiert. Sie erklärte freundlich, dass sie jetzt langsam die Leute zusammenrufen muss, die bei der Geburt dabei sind. Ultraschall wurde auch reingefahren, der Oberarzt kam auch und hatte einen komischen Umhang und erzählte, dass er seine Hemden ja selber bügeln müsse, deswegen diese Komplettabdeckung.
Es wird ernst
Der Arzt machte schnell noch einen Ultraschall vom 2. Baby. Für kurze Zeit herrschte etwas Chaos, mindestens 6 Personen standen um mich und das US-Gerät herum, jeder fasste zu dem Bauch hin, der Bauchgurt, der das CTG hält, wurde hin und her bewegt, alle wurden ziemlich nervös, bis ich langsam verstanden habe, was die wollen. Sie suchten das 2. Kind und fanden es nicht dort, wo sie dachten. Angekommen war ich mit Bel/SL, doch der Kopf war nicht zu finden. Dann aber sagte der OA: Ach, da ist der Kopf und lächelte dabei.
Irgendwie waren alle plötzlich erleichtert. Da zeigte er allen kurz: „Da ist der eine Kopf und da gleich der 2. Kopf", sagte kurz im Nebensatz, dass es sogar noch SL sei. (Hätten sie mich gefragt, hätte ich denen sagen können, dass auch dieses Baby gerne sitzt und sich oft dreht).
Sofort wurde das US-Gerät zur Seite geschoben, der Oberarzt setzte sich vor mich hin und sagte, ich darf bei der Wehe mitpressen. Es müsste kurz vor 19:30 sein. Endlich mal! Doch es war nicht so einfach wie bei den anderen Geburten. Es dauerte etwas länger. 2 Paar Hände dehnten mich unten in alle Richtungen, und es fühlte sich so an, als würde man ein T-Shirt, das verformt aus der Waschmaschine rauskommt, erst mal gerade ziehen. Ziemlich unangenehm und na ja, eklig. Zwei halfen oben am Bauch (vermute mal, sie versuchten, das 2. Baby aus dem Weg zu halten und die Drehung zu verhindern, sobald Nr. 1 dann da ist). Die Oberärzte halfen dem Baby auf die Welt. Wobei der Mann eher sehr erfahren wirkte, die Frau eher unerfahren und nervös wirkt, sie wollte alles richtig machen und wurde vom Oberarzt immer wieder gebremst. Bei jeder Wehe dachte ich mir: „Hoppla geschafft!“, weil ich so eine Dehnung spürte und immer wieder stellte ich fest, dass es nur 2 Paar fremde Hände waren, die in der Wehenpause nicht so stark dehnten.
Mit jeder Presswehe drückte ich stärker mit. Komisch, man weiß ja, wie man presst und trotzdem brauchte ich Zeit, um mit voller Kraft zu pressen. Ich hatte die Augen zu, wurde immer mehr aufgefordert zu pressen, die Wehe kam, ich presste und holte sofort wieder Luft und presste weiter und weiter und merkte plötzlich eine Erleichterung, machte die Augen auf und sehe nur das Baby, das schnell vom Papa abgenabelt und von der Hebamme zum Wickelplatz getragen wurde.
Mein Mann meinte später, der war ziemlich blau und voll Käseschmiere, ich sah tatsächlich nur, wie weiß das Baby war, als hätte man es wirklich mit Nivea vorher eingeschmiert. Ich dachte: „Hallo, Weihnachten? 19:36 Uhr!“ Auf dem Wickelplatz hat er zum ersten Mal geschrien.
Doch es war noch nicht vorbei. Die 2. Blase wurde aufgemacht, ich sollte bei der Wehe mitschieben, wieder dasselbe. Von oben wurde die Drehung verhindert, von unten rumgezerrt, man meinte, die Oberärzte waren sich nicht so einig, wer das Kind empfangen darf. Die Frau wollte es machen, der Oberarzt ließ aber erst kurz vor Schluss los. Als ich einmal nach dem Pressen kurz nach unten blickte, sah ich ein Kind, das mit dem Kopf in mir steckte, mit dem Rücken nach oben, Beine nach unten. Die Oberärztin hielt es fest und der Oberarzt auch mit dazu, das Baby wurde schon ordentlich gezehrt, der Oberarzt gab Einweisungen.
Ich dachte, Babys wären sehr zart, doch ich sah wirklich, wie sie es empfangen, wie es gezehrt wurde. Mein Mann erzählte mir, dass bei der Kopflage auch nachgeholfen wurde. Ich presste noch einmal und hörte nur „Hoppla“ von der Oberärztin. Sie war eher überrascht, dass sie das Baby plötzlich in der Hand hielt. Mein Mann fand es nicht so toll, er meinte, sie hätte es fast fallen/aufs Bett gleiten lassen, ich sah aber auch mit und mir ist nix aufgefallen, nur dass sie von lauter Aufregung meinte, es sei ein Mädchen, was eindeutig ein Junge war. 19:40 Uhr! Das Baby schrie auch und wurde auch schnell abgenabelt.
Ich hatte das Schlimmste überstanden. Hatte aber immer noch Schmerzen. Bei der nächsten Wehe drückte die Hebamme leicht auf den Bauch und die andere zog sanft an der Nabelschnur. Doch die Plazenta wollte noch nicht raus. 2 Min später kam die nächste Wehe und da flutschte die Plazenta auch heraus. Sie wurde mit Tüchern trockengetupft und alle warfen einen kurzen Blick drauf mit den Worten „Die sieht vollständig aus“ wurde für mich die Geburt beendet.
Ich wurde auf Verletzungen untersucht, die Nachblutung war auch nicht auffällig. Mein Mann hat versucht, mir gleich ein Baby in die Hand zu drücken, ich wollte es nicht, mir waren Beine und Arme eingeschlafen von der unbequemen Haltung, in der ich 1,5 Stunden liegen musste. Meine Beine zitterten, sobald ich sie zusammen führen konnte. Ich durfte mich erst mal etwas aufrechter hinsetzen, was für eine Erleichterung! Ich stand schon noch etwas unter Schock, von all dem, was ich geleistet habe.
Jeder gratulierte mir, viel wahrgenommen habe ich aber nicht. Da kam das 2. Baby zum mir auf den Arm. Ich war erschöpft, aber lehnte es nicht mehr ab. Langsam begriff ich, was passierte und war überglücklich. Alle Geräte wurden abgestellt, alles etwas sauber gemacht, Kinder einzeln gewogen, gemessen und an uns wieder verteilt.
Hier noch mal die Maße:
Jason, 3270gr, 48cm, KU von 35cm um 19:36 Uhr am 3.05.2012
Jeremy, 2910gr, 50cm, KU von 34,5cm um 19:40 am 3.05.2012
Langsam kam die Freude und langsam erholte ich mich von der Geburt, wir blieben noch eine Weile im Wehenzimmer, da habe ich die beiden angelegt, Babys tranken auch beide gleich etwas. Die Hebamme meinte nur „Sie haben super Brustwarzen.“
Den Rest kannte ich schon von den letzten Geburten. Mir wurde noch gleich was für die Nachwehen gegeben, die sind fies, aber nicht so schlimm. Unsere Jungs waren sehr brav, tranken gut, ich stillte sie meistens gleichzeitig. Wahnsinn, ich habe es nie für möglich gehalten, niemand hat es mir gezeigt und doch es klappte sofort. Allerdings waren die Brustwarzen etwas wund, weil sie doch unter Doppelbelastung stehen.
Die Jungs mussten weder zur Beobachtung auf die Intensivstation noch war ein Wärmebettchen erforderlich. Sind einfach ganz normale Babys. Nur das erste Baby hat einen riesigen blauen Fleck auf dem Po - die einzige "Geburtsverletzung", weil er leider den Weg freimachen musste. Und ob sie eineiig oder zweieiig sind, wissen wir nicht, sie sehen sich ähnlich aus, aber nicht identisch. Gut, Hauptsache gesund!
Immer wieder stoße ich hier auf positive Bemerkungen von Hebammen und Ärzten. Gestern war die Hüftuntersuchung bei einem Orthopäden hier vor Ort. Ich wurde befragt, wie Schwangerschaft und Geburt waren. Ich antwortete: „Alles normal, nur rückwärts voraus.“ Da hat er uns/mich erst mal angeschaut, "Wie haben sie denn das geschafft?" War aber nicht böse gemeint, sondern er war beeindruckt und hat uns noch mal angeschaut und gesagt „RESPEKT". Auch eine Hebamme meinte heute, wie toll sie das findet, dass ich mich nicht habe beirren lassen.
Und dass wir nicht länger gewartet haben, fand ich hinterher auch gut. Ich habe mich direkt erschrocken, als der Kopfumfang vermessen wurde. Denn die Köpfe sind etwa so groß wie der von meinem ersten Sohn. Noch größere Köpfe wären sicherlich nicht mehr so "einfach", zumal ich denke, dass der Po dann nie richtig reingerutscht wäre.
Alles in einem, es waren einige Entscheidungen, die genau richtig getroffen wurden. Wenn ich jetzt wüsste, was auf mich zukommt, der Geburtsablauf, das Warten, die Angst, der Schmerz, viele fremde Hände, die an mir rummachen und das anschließende Glück - würde ich diesmal wirklich mehrfach überlegen. Und doch würde ich es genauso wieder machen, den mit viel Vertrauen in den eigenen Körper, die Babys und das Personal, mit der positiven Einstellung haben wir es sehr gut gemeistert, am Ende zählt nur das Ergebnis! Und wenn alles passt, gehen wir am Mo/Di heim!
Glück im Unglück?
Nun ja, die Schwangerschaftsdemenz müsste ich noch erwähnen. Es gab noch so Sachen, die ich unbedingt bei der Aufnahme hätte erwähnen müssen. Steht zwar alles im Mutterpass, aber man merkt es nicht sofort. Erst mal war ich bei den letzten Babys GBS-positiv. Diesmal haben wir uns den Test gespart, weil ich davon ausging, dass ich die wiederhabe. Erwähnt habe ich es nicht bei der Aufnahme. Zum Glück wurde mir bei der Aufnahme ein Abstrich gemacht und mir kurz vor der Geburt ein Antibiotikum gegeben und während der Tropf-Phase auch noch mal.
Und dann war das Thema mit der Spirale ... Wir waren schon im Wehenzimmer, als wir unsere Schwiegereltern angerufen haben, um denen vom Nachwuchs zu erzählen. Da hat die Schwiegermama gleich gefragt, was mit der Spirale ist. Ich bzw. mein Mann natürlich sofort wieder in den Kreißsaal, denen die Situation geschildert wurde wieder unruhig im Kreißsaal. Die haben dann gleich Plazenta zum Röntgen, nix drin. Den Müll und so soweit es möglich war, durchgesucht. Danach wurde ich für den nächsten Tag zum Röntgen bestellt. Gestern wurde ich durchgeleuchtet. Ewig aufs Ergebnis bzw. auf die Gynäkologin gewartet. Gerade als ich mich kurz zum Schlafen hingelegt habe, kam sie rein und bat mich zum Ultraschall. Auf dem Röntgenbild konnte man eindeutig die Spirale sehen, bzw. war sich die Gynäkologin sicher, dass das nichts anderes sein könnte. Ultraschall - nix zu sehen, sie meinte, die Spirale müsste ziemlich weit oben sitzen. Man sah sie aber nicht. Was mir unklar war, wie sie so schnell so weit wandern konnte, wenngleich es laut der Ärztin möglich wäre. Das Ende vom Lied: Anordnung zur Bauchspiegelung unter Vollnarkose in ca. 4 Wochen. Sie hat mich kurz aufgeklärt, wie das gemacht wird. Grausam. Und ich habe mich so gegen den Kaiserschnitt geweigert, um jetzt doch eine Narkose und OP zu bekommen. Ich durfte aber nicht zu traurig sein, meine 2 Großen kamen zu Besuch und die Großeltern. Wir beschlossen, dass wir noch unsere Gynäkologin zu diesem Thema befragen, sobald ich entlassen werde.
Unsere Großen wussten nicht, dass es 2 Babys sind. Sie haben zuerst den einen bestaunt und dann kam ich mit dem 2. Wagen rein. Kinder waren begeistert, wie sie es halt können. Auf die Frage, welches Baby sie lieber mögen, kam von beiden die gleiche Antwort: Alle beide. Das war voll süß! Nachts habe ich die beiden gestillt und versucht, sie immer gleichzeitig anzulegen, das spart viel Arbeit und die Jungs spüren es irgendwie. Nachts hatte ich wieder starke Nachwehen, als ich zum Klo ging, fand ich auf der Binde einen riesigen Bluterguss, ziemlich eklig - habe mich direkt erschrocken ... wie ein großes Stück Leber. Und oben drauf lag: die Spirale. Da ich nachts niemanden rufen wollte, nahm ich die Kamera und machte davon ein Foto. Bähhhh! Danach musste ich meinen Ekel überwinden und nahm das Ding in die Hand, spülte es mit Seife durch und schmiss es in eine Tüte, die ich in meiner Tasche gefunden habe.
Danach kreisten die Gedanken wieder im Kopf: Wäre es beim Wasserlassen oder Stuhlgang passiert, hätte ich es niemals mitbekommen. Dann hätten sie in 4 Wochen vergeblich in meinem Bauch mit der Kamera rumgesucht und dann doch nix gefunden... Allerdings weiß ich nicht, was auf dem Röntgen dann zu sehen war. Wenn es sicher weit oben war, wäre es fast unmöglich, dass es unten rauskommt... Da heute kein Gyn-Besuch war, konnte ich schlecht nachfragen, was die Ärztin dazu sagt. Vielleicht muss ich mich noch mal röntgen lassen, um sicher zu sein, dass da nix mehr drin ist.
So, das war es für diesen Abend!
LG,
Glückliche Zwillingsmama!