Geburtsverletzungen: Dammriss und Abschürfungen

Bei einer natürlichen spontanen Geburt kann es zu Geburtsverletzungen in unterschiedlichen Ausmaßen kommen. Vor allem, wenn Interventionen wie der Einsatz einer Saugglocke oder Zange erforderlich sind, steigt die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen im Intim- und Dammbereich. Die Palette reicht von kleinen Abschürfungen über Scheidenrisse bis hin zu großen Dammrissen. Üblicherweise versucht das Geburtshilfe-Team jede Verletzung so gut wie möglich zu verhindern. Die Angst vor eben solchen, ist noch keine Indikation für einen Kaiserschnitt.

Schürfungen und ein Dammriss ersten Grades

Dammrisse sind in sogenannte Grade aufgeteilt. Die Definition reicht von eins (leichter Dammriss) bis zu vier (schwerer Dammriss).  Ein Dammriss ersten Grades heilt sehr gut und muss nicht unbedingt genäht werden. Es handelt sich um einen relativ harmlosen Hautriss, bei dem kein Muskel verletzt wird. Manchmal brennt es ein oder zwei Tage etwas an den betroffenen Stellen, der natürliche Heilungsverlauf ist jedoch sehr gut. Manchmal werden selbst diese Verletzungen genäht. Dazu kommen noch mögliche Verletzungen und/oder Schürfungen an anderen Stellen wie beispielweise den Schamlippen oder in der Scheide. Für die kleineren Geburtsverletzungen gilt das Gleiche.

Dammriss zweiten Grades

Die Verletzung geht etwas tiefer. Es ist nicht nur die Haut betroffen, sondern ebenfalls die Muskeloberfläche. Der Dammriss zweiten Grades muss genäht werden. Er heilt fast immer gut und macht oft weniger Beschwerden als ein mediolateraler Dammschnitt . Diese Tatsache hängt damit zusammen, dass nicht künstlich etwas durchtrennt wird, sondern der Riss „natürlich" verläuft.

Dammriss dritten Grades

Hierbei handelt es sich schon um eine große Geburtsverletzung. Beim Dammriss dritten Grades wird der Darmschließmuskel angerissen oder durchtrennt. Der Heilungsverlauf ist höchst unterschiedlich. Wichtig ist, diesen Dammriss gut zu nähen, zu pflegen und zusätzlich früh mit der Beckenbodengymnastik zu beginnen. Bei einer weiteren Geburt muss er nicht zwingend wieder auftreten. Unterschiedliche Faktoren sind für diese große Geburtsverletzung verantwortlich. Es gibt keine medizinischen Gründe bei einem weiteren Kind einen Kaiserschnitt anzustreben.

Der Dammriss vierten Grades

Es handelt sich um die größte Geburtsverletzung, die in der Geburtshilfe passieren kann, wenngleich das glücklicherweise sehr selten vorkommt. Bei dieser Dammverletzung, dem Dammriss vierten Grades, wird der gesamte Muskel bis hin zur Vorderwand des Darmes verletzt. Also auch der Schließmuskel. Vorrangig sind dabei geburtshilfliche Eingriffe oder sehr große Kopfumfänge im Spiel. Die Heilungsverläufe sind höchst unterschiedlich und leider oft langwierig. Wesentlicher sind mögliche Spätfolgen. Um einer möglichen Inkontinenz vorzubeugen, ist eine frühe, konsequente Beckenbodengymnastik erforderlich. Auch mit klassischer Krankengymnastik lassen sich gute Erfolge erzielen.