Nährstoffbedarf für Säuglinge und Kleinkinder

Nährstofftabellen/-listen liefern Empfehlungen zur Kinder und Säuglingsernährung. Ich möchte gleich zu Beginn auf das Folgende hinweisen: Tabellen orientieren sich grundsätzlich am durchschnittlichen Höchstbedarf. Außerdem ist meistens noch eine "Sicherheitszone" nach oben eingerechnet. Deswegen handelt es sich nicht um genaue Richtwerte für Ihr Baby oder Kleinkind. Der optimale Nährstoffbedarf richtet sich nach der Zusammensetzung der Muttermilch und sollte ungefähr aussehen wie in der Tabelle unten im Text. Da Proteine/Eiweiße für den Aufbau von Körpersubstanz benötigt werden, haben vor allem Kleinkinder einen erhöhten Bedarf. Mit der Nahrung sollte täglich ausreichend Eiweiß zugeführt werden. Besonders sinnvoll ist der Verzehr von hochwertigem Eiweiß. Grundsätzlich gilt, dass tierisches Protein wertvoller ist als pflanzliches. Eine noch höhere biologische Wertigkeit erhält man, indem man tierische mit pflanzlichen Lebensmitteln gemeinsam verzehrt. Diese ergänzen sich optimal in ihrer Zusammensetzung der Aminosäuren. Eine gesunde Mischkost ist also die Grundlage für das Wachstum des Kindes.

Kleinkinder brauchen Fett für ihr Gehirn

Die ersten drei Lebensjahre kosten am meisten Energie. Portugiesische Forscher sind dem Babyspeck auf die Schliche gekommen. Von allen Tierarten bringen nämlich die Menschen die dicksten Jungen hervor. Im Vergleich mit anderen Neugeborenen haben die Babys des Homo Sapiens vier Mal so viel Fett wie andere am Land lebende Spezies. Die Forscher folgern, dass die Fettschicht eine Notwendigkeit für die geistige Entwicklung ist.
Menschen-Babys sind genauso dick wie Junge von Tieren in den polaren Regionen der Erde und dicker als im Wasser lebende Tiere, die die Fettschicht als Kälteschutz brauchen. "Das Dicksein basiert auf den größeren Mengen von Lipiden, die Neugeborene brauchen", so Hamilton Correia, Studien-Co-Autor und Anthropologe von der Universität von Coimbra. Das Forscherteam hat mehr als 1.000 Neugeborene, die in der Uniklinik Coimbra zur Welt gekommen sind, vermessen und untersucht. Dabei haben sich die Wissenschaftler besonders für die Verhältnisse zwischen Kopfgröße und der Menge des Babyspecks interessiert. Babys mit den größten Köpfen hatten zugleich auch am meisten Speck.
Die Forscher sind zum Schluss gekommen, dass in den ersten drei Lebensjahren das Gehirn für die Entwicklung extrem viel Energie benötigt. Diese Energie wird bereits während der Schwangerschaft der Mutter abgezogen. Damit sollen, so die Forscher, zumindest Teile der benötigten Energiereserven bereits bei der Geburt zur Verfügung stehen.

Wieviel sollte mein Kind essen?

Zwischen dem ersten und dem fünften Geburtstag befindet sich das Kind in einem Zustand verlangsamten Wachstums. Dadurch nimmt auch der Kalorienbedarf ab, so dass die Menge der täglich aufgenommenen Nahrung geringer ist. Zu dem verlangsamten Wachstum kommt ein steigendes Bedürfnis nach Unabhängigkeit, welches die Bandbreite an Lebensmitteln, die ihr Kind essen will, einschränkt ("wählerischer Esser"). Seien Sie beruhigt - aufgrund dieser Verlangsamung des Wachstums brauchen Kleinkinder nicht soviel Nahrung, wie Sie vielleicht denken. Drei kleine Mahlzeiten und zwei Imbisse pro Tag (und manche essen deutlich weniger) spenden wahrscheinlich selbst dem aktivsten Kleinkind genug Energie. Bitte seien Sie sich auch darüber im Klaren, dass wählerische Esser eher die Regel als die Ausnahme sind.
Manche Kleinkinder nehmen mit zwölf Monaten nur sehr wenig oder noch gar keine feste Nahrung zu sich. Das ist nicht ungewöhnlich und von Kind zu Kind verschieden - in dem Punkt gibt es große Unterschiede. Während der ersten zwölf Monate sollte Muttermilch den Großteil (über 50 Prozent) der Ernährung eines Babys ausmachen. Mit zwölf Monaten nehmen manche Babys schon eine Menge fester Nahrung zu sich, während andere noch voll oder fast voll gestillt werden. Für manche Babys bleibt Muttermilch der Hauptbestandteil ihrer Ernährung, bis sie achtzehn Monate oder sogar noch älter sind.
Bei einigen Babys/Kindern dauert es etwas länger, bis sie anfangen, feste Nahrung in größeren Mengen zu sich zu nehmen. Manche von reagieren empfindlich auf einzelne Nahrungsmittel, und auf diese Weise schützt ihr Körper sie vielleicht, bis ihr Verdauungssystem mit mehr zurechtkommt. Andere bekommen erst spät Zähne oder haben sehr mit Zahnungsschmerzen zu kämpfen. Zu diesem Zeitpunkt enthält Ihre Milch alles, was ihr Kind braucht, möglicherweise mit der Ausnahme von genügend Eisen. Lesen Sie bitten den unter "Eisen" verlinkten Artikel dazu. Solange Sie ihm, wenn es etwas isst, Lebensmittel anbieten, die von Natur aus viel Eisen enthalten, haben Sie noch viel Zeit, bis Sie sich wegen der Menge fester Nahrung, die es zu sich nimmt, Sorgen zu machen brauchen.
Alles, was Sie tun müssen, ist, immer wieder Nahrung anzubieten. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihr Kind kein Interesse zeigt oder nur winzige Mengen isst. Ihre einzige wahre Verantwortung besteht darin, was Sie anbieten, wann Sie es anbieten und wie Sie es anbieten - nicht, ob Ihr Kind es isst oder nicht. Das muss ihm selbst überlassen sein. Der Versuch, Ihr Kind zum Essen zu zwingen oder zu überreden, ist nie empfehlenswert. Stillen Sie weiterhin nach Bedarf, tagsüber und nachts, und vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind mehr feste Nahrung zu sich nehmen wird, wenn es bereit dazu ist. Wenn das Baby allmählich mehr feste Nahrung isst, wird Ihre Milch mögliche Ernährungslücken gut ausgleichen.