Stillstart im Kreißssal. Zügig anlegen & Hautkontakt mit dem Neugeborenen

Ein Neugeborenes sollte im Kreißsaal sofort angelegt werden. Es ist wichtig, es zügig zu stillen, da der Saugreflex in den ersten zwanzig bis dreißig Minuten nach der Geburt am stärksten ausgeprägt ist. Das sogenannten Bonding: Die Stärkung der Mutter Kind Beziehung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Ihr Kind auf den Bauch zu legen wäre wichtiger als Krankenhausroutine. Früher nannte man das Ganze schlicht Hautkontakt. Außerdem will man dringend sein Baby sehen, fühlen und riechen. Sie haben einen unbeschreiblichen Geruch! Ihr Kind braucht die Nähe. Es muss gucken wie Mama von außen aussieht und wie sie riecht. Welche dunkle Stimme in der Schwangerschaft albernes Zeug geredet hat, ist auch gut zu wissen.

Ich habe unzählige Neugeborene beobachtet.

Und bin noch immer fasziniert. Meine Erfahrung kommt ohne Modewörter aus. Für sekundenbruchteile schauen sie weise. Dieser Blick ist Hebammenwissen. Obwohl es sich nun wirklich nicht neueste Erkenntnisse handelt, scheint das frühe Anlegen in vielen Kreißsälen keine Selbstverständlichkeit zu sein. Meist hat die Hebamme einfach nur keine Zeit. Direkt nach einer Entbindung ist Frau oft nicht in der Lage, ihre Wünsche zu äußern. Dieser Moment ist für alle Beteiligten so überwältigend, dass nichts mehr wichtig erscheint. Sie sollten vorher mit der Begleitperson (ist ja nicht immer der Mann) diese Dinge besprechen. Und dann hoffen wir mal, das wenigstens einer von Ihnen daran denkt. Sollte es Ihnen nicht angeboten werden, fragen Sie gezielt nach. Lassen Sie sich das Anlegen Ihres Babys zeigen. Die Hebamme ist da ganz Profi (manche Säuglinge aber auch) und hilft Ihnen. Nicht wenige Kinder robben sich auch selbst an die Brust. Ihr Kleines muss nicht sofort gewogen, gemessen und "durchgecheckt" werden. So etwas kann einige Zeit später noch erledigt werden. Stillen hat Vorrang. Und wenn die ganze Familie noch so neugierig ist, was es denn wiegt. Nach ca. zwei Stunden kommen Sie im Krankenhaus in der Regel auf Wochenstation -> Schauen Sie weiter im nächsten Kapitel.

Stillmanagement auf der Wochenstation: Das Neugeborene häufig anlegen

Je nachdem, in welchem Haus Sie entbinden, ist die Wochenstation organisatorisch eng verknüpft mit dem Kinderzimmer. Oder eben völlig getrennt. Das spielt hier jetzt keine große Rolle, sagt allerdings etwas über die Einstellung des Hauses zum Stillen aus.

Zum Stillstart empfiehlt die WHO: Das Baby soll in der Zeit vor dem Milcheinschuss, zweistündlich an die Brust. Dieses Stillmanagement gestaltet sich oft sehr schwierig. Ihr Kind ist möglicherweise total verschlafen. Geboren werden ist anstrengend.

Andererseits ist die Vormilch/ Kolostrum enorm wichtig. Bis zum Milcheinschuss sollten Sie also das so niedlich schlummernde Kind aufwecken!

Praktisch sind diese zwei Stunden häufig nicht machbar. Deswegen nehme ich einfach den Druck heraus. Wenn Sie "nur" fünf- sechsmal am Tag anlegen, ist es schon ziemlich gut. Die Dauer des Saugens ist unerheblich. Da nur ein paar Gramm zur Verfügung stehen reichen einige Züge. Nicht viel, aber dafür ist viel drin.

Von daher ist ständiges Wiegen auch ziemlich sinnlos. Der Magen des Neugeborenen ist klein wie eine Murmel. Das heißt: Er kann nicht viel fassen. Und wenn Ihr Kind ein paar Schlucke Kolostrum trinkt, ist er schlicht voll.

Ich habe diese Richtlinien nicht erfunden, sondern sie beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Häufiges Stillen regt den Stoffwechsel des Kindes an

Auf diese Weise kann man der Neugeborenengelbsucht vorbeugen oder den Verlauf zumindest abmildern.

Leider wissen viele Angestellte in den Krankenhäusern nichts davon. Dazu kommen die kurze Verweildauer und der ewige Personalmangel.

Nach drei bis vier Tagen beginnt der Milcheinschuss und gleichzeitig wird das Baby fast immer munter und verlangt ganz allein nach der Muttermilch. Dann kann das Stillen nach Bedarf beginnen.

Ich möchte Ihnen dringend empfehlen, sich für Rooming-in zu entscheiden. In vielen Kliniken ist es noch immer üblich, den Babys Tee oder Zuckerwasser (Glukose) zu füttern. Bei einem gesunden Kind völlig unnötig! Es kann außerdem zu einer sogenannten Saugverwirrung kommen, denn der Zwerg weiß nicht mehr, wie er an der Brust trinken soll. Flaschen erfordern eine ganz andere Saugtechnik.

Ist Ihr Neugeborenes mit Ihnen zusammen, können Ihre Wünsche nicht ignoriert werden. Nichts steht dem häufigen Stillen im Weg.

In diesem Zusammenhang gibt es unzählige "Sprüche" und Vorurteile. Dazu haben wir für Sie unsere Stillmythen gesammelt.

Sie haben keine Hebamme?

Bis vor einiger Zeit hätte ich Ihnen noch geraten, früh nach Hause zu gehen. Die Verweildauer im Krankenhaus beträgt allerdings sowieso nur noch wenige Tage. Sie sind nicht mit einer Hebamme versorgt? Haben keine Hilfe beim Stillen/ im Wochenbett? Beschwerden richten Sie bitte an Ihre Krankenkasse.

Es gibt aus diversen Gründen immer weniger Hebammen. Politik und Kassen bestreiten diese Tatsache. Warum und wieso würde an dieser Stelle zu weit führen. Bei akuten Problemen hilft Ihnen keine Hotline. Sie ist aber für solche "Mangelmeldungen"/ Beschwerden Ihre einzige Anlaufstelle.

Nach der Geburt

Ich texte, gestalte um und aktualisiere. Momentan muss ich mehr und mehr auf die angeblich so sicheren Krankenhäuser eingehen. Nicht nur freiberufliche Hebammen geben auf, sondern die noch vorhandenen Klinken sind inzwischen chronisch unterbesetzt. Und das gilt nicht nur für meinen Berufsstand. Weise ich auf mangelnde Hilfen hin, liegt es nicht unbedingt am Personal. Sie arbeiten vielfach über ihre Grenzen hinaus. Früh nach Hause zu gehen ist nur eine Optionen, wenn Sie noch eine Hebamme gefunden haben. Bitte informieren Sie sich auch über die Presse. Hebamme4u erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Milcheinschuss - Hormonabfall und Heultage im Frühwochenbett

Der Milcheinschuss beginnt am dritten oder vierten Wochenbetttag. Die Brust spannt und kann unangenehm hart und schmerzhaft werden. Natürlich gilt es (wie immer) nicht für alle Frauen. Die Grafik links zeigt Ihnen anschaulich, was in der Brust passiert. Weil reife Muttermilch für einige Zeit auf Vorrat produziert wird, kommt es zunächst zu einem ein Überangebot. Mit der Zeit wird sich alles auf den Bedarf des Kindes einstellen. Momentan kann die Brust noch nicht wissen, welche Mengen Ihr Baby braucht.

Der Magen des Neugeborenen ist klein wie einen Murmel

Logischerweise passt deswegen nicht viel Milch in den Bauch. Das Stillen gestaltet sich zeitweise schwieriger. Ihr Säugling muss manchmal deutlich mehr arbeiten. Die pralle Brust ist zudem mit flacheren Warzen nicht so leicht zugänglich. Aber es hat ja schon einige Tage "trainiert" und weiß: Die Anstrengung lohnt sich. Genau in diesem Zeitraum fällt Ihr Hormonspiegel ab. So haben Sie zeitgleich mit den berühmten "Heultagen" zu kämpfen. Wie immer kommt alles zusammen. Es lässt sich leider nicht ändern. Das Frühwochenbett kann anstrengend sein. Vielleicht gehören Sie zu den Glücklichen, die keine großen Schwierigkeiten mit dem Milcheinschuss haben. Wenn doch - lassen Sie sich helfen. Für den harten Busen gibt es Linderung, auch ohne Medikamente. Wenn Sie weinen müssen, tun Sie es. Schlucken Sie Ihre Tränen nicht herunter. Glauben Sie mir, es geht vorbei ... Ganz gleich wo man entbunden hat: Es ist eine riesige Umstellung. Allerdings läuft das Ganze zu Hause doch etwas ruhiger ab als im Krankenhaus. Sollten Sie nicht in einer Klinik entbinden, oder eine ambulante Geburt in Betracht ziehen, spricht aus "Stillsicht" nichts dagegen. Ihre Hebamme wird helfen. Auch wenn Sie nicht zu jeder Zeit eine Schwester fragen können, muss es kein Nachteil sein. Eine Ansprechpartnerin verhindert zumindest verwirrend unterschiedlichste Meinungen. Zu Hause haben Sie weder Heerscharen von Besuchern, noch eine wehende Bettnachbarin oder überfordertes Personal.