Hebamme4u antwortet auf Ihre Fragen zur Muttermilch
Bekommt mein Säugling ausreichend Milch? Nicht nur diese Frage wird zum ständigen Begleiter sobald man Mutter ist. Die Urangst, dass die Kinder verhungern, wird man ein Leben lang nicht los. Oder werden Sie nie gefragt, ob Sie Hunger haben, sobald Sie Ihre Eltern sehen? Na also! Es ist gleichgültig wie alt man als Tochter oder Sohn ist. Stillen Sie kommt noch ein gefühlter Kontrollverlust dazu: Sie wissen nicht, wie viel oder wenig Ihr Baby trinkt. Diese angeblichen Normen aus dem Kopf zu bekommen ist nicht leicht. Es würde aber erheblich zur Entspannung der Stillbeziehung beitragen. Einige wären kein Thema, wenn da nicht die ewigen Mengenangaben und (angeblichen) Standards in Büchern oder Internet stünden. Ich verzichte vollständig darauf. Wäre stillen von der Evolution so gedacht, hätten Frauen eine Scala an der Brust. Würde, hätte, wenn...Diese Falschinformationen sind nun einmal da. Und sei es nur der Spruch Ihrer Mutter: "Ich konnte nicht stillen, also kannst Du es bestimmt auch nicht". Nicht stillen zu "können", ist nicht erblich.
Stillen ist gut. Das weiß doch jedes Kind. Wirklich?
Stillwissen ist nicht so weit verbreitet wie es ihm zusteht. Fachleute bilden da keine Ausnahme.
Da wird lieber zugefüttert als das Stillen zu fördern. Kranke Kinder oder Frühchen bekommen Spezialnahrungen, die nicht immer unbedingt notwendig sind. Muttermilch ist auch in solchen Fällen das Beste. Sie macht sich einfach selbst zur speziellen Ernährung.
Nun ist es aber auch so, dass es ständig neue Studien und Erkenntnisse gibt. Da kommt man manchmal kaum nach. Zwischen Pressemeldungen und ernsthaften Studien zu unterscheiden ist nun meine Aufgabe. Hier nun einige Beispiele:
Muttermilch schlägt jede Flaschennahrung
Keine kann mit dem Bio-Original konkurieren
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen beweisen: Gestillte Säuglinge sind im Vergleich zu ungestillten widerstandsfähiger gegen Alltagsinfektionen. Beispielsweise Atemwegsinfekte, Mittelohrentzündung und Infektionen des Darms. Stillen stärkt das Immunsystem des Säuglings.
Erleidet Ihr Baby eine Infektion, ist es in der Lage, die Antikörperproduktion in der Brustdrüse der Mutter anzuregen. Sie werden mit der Muttermilch abgesondert und geben ihm den nötigen Infektionsschutz. Selbst kann es das noch nicht.
Gestillte Kinder haben ein wesentlich geringeres Risiko, den Plötzlichen Kindstod (SIDS) zu sterben, als Gleichaltrige, die Flaschennahrung erhalten. Die Ursachen dafür sind allerdings noch unklar.
Auch die Mutter profitiert vom Stillen: Frauen, die gestillt haben, haben nachweislich ein niedrigeres Risiko an Brustkrebs zu erkranken.
Zu den gesundheitlichen Vorteilen des Stillens spielen noch soziale und entwicklungspsychologische Aspekte eine erhebliche Rolle, wie der emotionale Gewinn für die Mutter, die Festigung der Mutter-Kind-Beziehung und die Unterstützung zur optimalen Entwicklung des Kindes.
Unkopierbar: Die Zusammensetzung der Muttermilch
Wie setzt sich nun Muttermilch zusammen? Muttermilch besteht aus unzähligen Stoffen. Für jeden ist die Konzentration sehr fein abgestimmt Sie ist übrigens saurer, auch wenn sie süß schmeckt, (pH 6,8-7,1) im Vergleich zum Blut (7,4).
Die Konzentrationen der einzelnen Stoffe werden ständig angepasst. Vom Kolostrum wird sie zur reifen Milch. Wässriger im Sommer, energiereich im Winter. Sie richten sich nach den Entwicklungsphasen des Babys. Inhaltsstoffe ändern sich von Tag zu Tag, von Mahlzeit zu Mahlzeit, bis hin zur Sättigung während einer Mahlzeit und bei Krankheit. Jedes Kind bekommt so seine eigene persönliche Milch.
Das in der Muttermilch enthaltene Molkeeiweiß ist leicht verdaulich. Das Casein ist feinflockig „aufbereitet“. Die Zusammenstellung der Aminosäuren ist optimal auf den Säugling abgestimmt.
Der Magen-Darm-Trakt von gestillten Babys wird besonders gut geschützt. Deswegen leiden Stillkinder viel seltener an Verdauungsproblemen. Grund sind die natürlichen Bifidus-Kulturen, Lysozym (ein Stoff, der Bakterien abtötet), und Laktoflavin (Vitamin B2).
Das wichtigste Kohlehydrat in der Muttermilch ist Laktose, der natürliche Milchzucker (sieben Gramm pro 100 Gramm Muttermilch). Er fördert die Aufnahme von Aminosäuren und Mineralien. Im Gegensatz zu künstlichem Milchzucker ist er gut verträglich.
EinTeil dieses Zuckers wird im oberen Teil des Darmes gespalten und so entsteht Galaktose. Dieser Stoff sorgt für ein schnelleres Gehirnwachstum. Die "restliche" Laktose ernährt sozusagen die wichtigen Darmbakterien im unteren Teil des Darms.
Vitamine, Spurenelemente & Fette sind bedeutsam für die Gehirnentwicklung Ihres Säuglings
Die Zusammensetzung der Fette ist für die Entwicklung des Säuglings natürlich ebenfalls von Bedeutung. Das Baby braucht beispielsweise Cholesterin für den Aufbau und zur Vernetzung der Gehirnzellen Die Brustdrüsen funktionieren quasi wie ein Filter.
Der leitet Fett und kleine Moleküle aus dem Blut der Mutter in die Muttermilch um. In der Muttermilch sind zudem diverse Vitamine enthalten: B1, B2, Nicotinamid, Pantothensäure, Folsäure, B6, B12, C, H sowie A, D, E und K. Zum Vitamin D-Bedarf lesen Sie bitte unter Vitamin D weiter
Sie ist reich an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Chlor, Kalzium, Natrium, Phosphor, Magnesium, Zink, Eisen, Kupfer, Fluor, Jod, Mangan und Kobalt.
Entscheidend ist dabei aber nicht nur die Konzentration , sondern auch, wie der Stoff gebunden ist. Eisen aus der Muttermilch kann von Ihrem Baby zu 50 bis 75 Prozent aufgenommen werden. Aus der Flaschenahrung nur zu fünf bis sieben Prozent.
Zusätzlich verfügt sie über eine eigene Immunabwehr die Bakterien, Pilze und Viren abtötet: die sog. Makrophagen ganz spezifische weiße Blutkörperchen.
Muttermilch unter Generalverdacht: Enthält sie wirklich zu wenig Eisen?
Die These: Gestillte Kinder leiden automatisch ab einem bestimmten Zeitpunkt an Eisenmangel. Ein solcher echter Mangel bewirkt eine schlechte Versorgung mit Sauerstoff, besonders im Gehirn. (was natürlich richtig ist)
Persönlich übersteigt es meine Vorstellungkraft und habe mich gefragt, woher der Mangel so plötzlich kommen soll. Ich kann mich an kein Baby mit diesem Problem erinnern. Dewegen habe ich recherchiert und fasse das Ganze für Sie zusammen.
Natürliches Eisen wird viel besser vom Körper aufgenommen. Deswegen ist von Natur aus einfach nicht so viel gebraucht wie in der Flaschenmilch.
Jedes Baby kommt mit einem Vorrat auf die Welt, und die frühe Muttermilch ist sehr eisenhaltig. So ist gewährleistet, dass es sechs bis neun Monate aureichend damit versorgt ist.
So sollte man eher an falsche Zahlen denken. Die Grenzwerte werden offensichtlich seit Generationen einfach abgeschrieben (wie beim Spinat mit dem wir gequält wurden, weil ein Komma verrutscht war).
Erfahrungsgemäß ist eine zusätzliche Gabe von Eisen fast wirkunsglos. Babys mit angeblich einen zu niedrigen Wert, bekommen häufig durch ein Mittel nur unwesentlich "bessere" Blutwerte. Sie werden völlig umsonst so haufig gestochen. Eine hohe Anzahl von Kindern verweigert es schlicht. Und Sie haben ein schlechtes Gewissen! Auch völlig unnötig!
Lactoferrin bindet Eisen und schützt Ihr Kind so vor Infektionen. Bakterien verbreiten sich auf diese Weise nicht sonderlich gut. Sie brauchen viel Eisen um sich "fortzubewegen".
Im Alter von 6 bis 9 Monaten verstärken sich die Fähigkeiten des Kindes, sich auf eine niedrige Eisenversorgung einzustellen.
So entsteht ein Mechanismus, durch den die meisten Kinder einen Eisenmangel vermeiden können.
Von daher sollte man diesen "Generalverdacht" für alle gestillten Babys mit Vorsicht und etwas Skepsis betrachten.