Künstliche Säuglingsanfangsnahrung und Folgemilch

Künstlich hergestellte Säuglingsanfangsnahrung ist die Alternative zur Muttermilch. Wenn du nicht stillen kannst oder möchtest oder wenn du sowohl Stillen als auch künstliche Milch füttern willst, dann greifst du in den ersten Lebensmonaten deines Babys auf die sogenannte Anfangsnahrung zurück. Neben der Anfangsnahrung (Pre-Milch) gibt es Nahrung mit der Kennzeichnung 1, Folgemilch mit den Kennzeichnungen 1 und 2 sowie Spezialnahrungen für Babys mit besonderen Ernährungsbedürfnissen. Grundsätzlich kannst du deinem Kind bis zum vollständigen Umstieg auf feste Nahrung Pre-Milch geben. Sie enthält alles, was dein Baby benötigt. Ein Umstieg auf andere künstlich hergestellte Nahrungen sollte nur in Absprache mit deinem Kinderarzt/deiner Kinderärztin oder einer entsprechenden medizinischen Notwendigkeit erfolgen.

Pre-Milch & Säuglingsanfangsnahrung

Säuglingsanfangsnahrung und Folgemilchprodukte unterliegen in Deutschland dem Lebensmittelrecht und werden somit streng kontrolliert.  Die erste „Milch“, die dein Baby als Ersatz zur Muttermilch bekommt ist immer Säuglingsanfangsnahrung. Sie wird im Handel als „Pre-Milch“ angeboten und enthält per Gesetz nur Laktose und darüber hinaus keine Kohlenhydrate. Pre-Milch kannst du ähnlich wie Muttermilch nach Bedarf in den ersten Lebensmonaten und auch noch in der Beikostphase füttern. Pre-Milch muss auch nicht zwingend durch eine Folgemilch ersetzt werden. Stillberaterinnen gehen davon aus, dass du deinem Baby so lange Pre-Milch geben kannst, wie du es auch stillen würdest. Zu der Kategorie der Anfangsnahrungen zählt auch die sogenannte 1er-Milch. Die Grundlage bildet gleich wie der Pre-Milch verarbeitetes Kuhmilcheiweiß. Neben der Laktose darf 1er-Milch jedoch noch andere Zusatzstoffe wie Stärke oder pflanzliche Öle enthalten. Ob künstliche Milch mit der Kennzeichnung 1 tatsächlich sättigender und

„Wenn das Füttern mit der Pre-Milch gut funktioniert und sich alles eingespielt hat, sehe ich keinen zwingendenden Grund zur 1-er Milch zu wechseln. Pre-Milch habe ich schon immer nach Bedarf empfohlen. Damit musst du wirklich auf nichts achten, außer auf den Hunger deines Babys. Sämtliche weitere Säuglingsmilchen sind ernährungstechnisch überflüssig, auch zusätzlich Stärke ist nicht zwingend erforderlich. Denk einfach daran, dass sie die grundsätzliche Zusammensetzung von Muttermilch über die Monate hinweg ja auch nicht ändert, es variieren nur gewisse Anteile.“

Folgemilch

Sogenannte Folgemilch wird von Herstellern ab dem sechsten Lebensmonat empfohlen. Für Eltern würde das also bedeuten, dass sie in den ersten Monaten Pre-Milch oder 1-er- Milch füttern und anschließend Folgemilch. In der Werbung wird damit argumentiert, dass die Folgemilch den wachsenden Nährstoffbedarf von älteren Babys besser deckt, das ist wissenschaftlich jedoch bislang nicht erwiesen. Also sehen Fachgesellschaften und Stillberaterinnen diese Empfehlung zum Umstieg durchaus kritisch. Folgemilch enthält Extra-Stärke und zum Teil andere Zusatzstoffe, die im Kleingedruckten zu lesen sind. Besondere Vorsicht ist bei zusätzlichem Zucker, Aromen und Geschmacksverstärkern geboten. Sie sind für dein Baby in keiner Art und Weise erforderlich, ganz im Gegenteil!

Die zugesetzte Stärke macht zwar satt, enthält aber keine weiteren wichtigen Nährstoffe. Also nimmt das Kind unter Umständen, weil das natürliche Hungergefühl unterdrückt wird, sogar weniger Nahrung und Flüssigkeit zu sich als es eigentlich bräuchte. Zudem kann sie einen unnatürlich tiefen und langen Schlaf deines Babys begünstigen. Außerdem werden durch die Fütterung von zusätzlicher Stärke Fettzellen angelegt, die zwar noch "leer stehen", sich aber im späteren Leben füllen und somit Übergewicht begünstigen können.

Mit steigendem Alter des Säuglings benötigt er jedoch eigentlich weniger Kohlenhydrate (=Stärke) pro kg Körpergewicht, wodurch Folgemilch unnötig sättigend wird. Des Weiteren ist Folgemilch nur noch teiladaptiert und somit schlechter verträglich für dein Baby. Als Vergleichsbeispiel könnte man hier die Muttermilch anführen, die ja als optimales Nahrungsmittel für dein Baby gilt: Im ersten Lebensjahr des Kindes ist der Kohlenhydratgehalt fast konstant. Also besteht kein Grund, zusätzliche Stärke zu füttern. Erst ab dem zweiten Lebensjahr steigt der Bedarf dann an, aber da befindest du dich dann ohnehin schon in der Beikostphase und kannst den Bedarf über wertvollere Kohlehydrate decken, die dann auch weitere wichtige Nährstoffe enthalten.

Im Beikostalter

Wenn du dein Baby mit künstlicher Säuglingsanfangsnahrung versorgst, gestaltet sich die Beikostphase für dein Kind gleich wie für Stillkinder. Sobald die Beikostreife erreicht ist (Achte auf die Beikostreifezeichen) kannst du damit beginnen, eine Fläschchenmahlzeit nach der anderen langsam zu ersetzen. Ist ein Kind im Beikostalter nicht mehr durch eine Anfangsmilch ausreichend gesättigt, bringt ein Wechsel auf eine weitere Folgemilch nichts. Entweder versuchst du Mahlzeitenfrequenz oder die Mahlzeitengröße zu steigern, ansonsten hilft nur der Einstieg in die Beikost, um eine genügende Sättigung zu erlangen. Pre-Milch kann in der Beikostphase weiterhin nach Bedarf gefüttert werden, Folgemilch ist nicht erforderlich.

Durchschlafen & Babynahrung

Noch ein paar Worte zum Thema Babyschlaf. Immer wieder hört und liest man, dass der Schlaf deines Babys maßgeblich mit der Ernährung zusammenhängt. Natürlich ist es vor allem in den ersten Lebensmonaten so, dass dein Baby sehr häufig in der Nacht nach dem Busen oder einem Fläschchen verlangt. Das liegt daran, dass Tag- und Nachtrhythmus noch nicht ausreichend etabliert sind und dein Baby nicht so viel Nahrung auf einmal aufnehmen kann. Mit der Zeit pendeln sich Bedarf und Magengröße ein. Die Werbung für Folgemilch suggerierte früher gerne ruhigere Nächte mit dem Baby. Dem sollte man durchaus kritisch gegenüberstehen, denn man weiß mittlerweile, dass das ersehnte Durchschlafen etwas mit Reifeprozessen zu tun hat und nicht zwangsweise mit der Ernährung in Verbindung steht. Inzwischen ist diese irreführende Werbung nicht mehr erlaubt. Du kannst hier alles zum Thema Babyschlaf und ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch alles zum SIDS (plötzlicher Kindstod) nachlesen.

Trinkbrei nicht für die Ernährung deines Babys geeignet

Auch wenn das Angebot an sogenannten Trinkbreien schon etwas geschrumpft ist, gibt es sie immer noch. Es handelt sich hierbei um sehr gehaltvolle Getreide-Milch-Mischungen, die in ein Fläschchen gefüllt und dem Baby gefüttert werden können. Davon raten KinderärztInnen und Hebammen jedoch ab, da der Energiegehalt einer Fertigbreimischung, die noch dazu aus der Flasche in größeren Mengen getrunken wird, für Babys einfach zu hoch ist. Eltern müssten zudem sehr vorsichtig sein, welche Zusatzstoffe enthalten sind. Gerne setzen die Hersteller dem Trinkbrei Aromen, Zucker oder Extra-Stärke zu.