Ankommen in dieser Welt: Dein Neugeborenes

Als „Neugeborenes“ gilt dein Baby von der Minute seiner Geburt bis zur Vollendung der sechsten Lebenswoche. Über viele Jahre war die offizielle Lehrmeinung, dass Babys in dieser frühen Phase keine Fähigkeiten hätten und an ihrer Umwelt kaum Anteil nehmen würden. Das ist mittlerweile jedoch glücklicherweise widerlegt und auch in der Hebammenpraxis zeigt sich Tag ein und Tag aus, wie empfänglich Babys auch schon in den ersten Lebenswochen sind.

Reflexe und Schutzmechanismen

Neugeborene verfügen über einen Schutzmechanismus, den sie „einschalten“, um sich unter anderem nicht bei der Gewöhnung an die neue Umgebung überfordern. Ihr Mechanismus ist das Weinen und Schreien. Sich anders zu äußern, ist ihnen nicht möglich. Säuglinge sammeln bereits erste Lebenserfahrungen im Bauch, aber schließlich ist dort alles anders. Ein geschützter dunkler Raum ist mit der neuen Welt nicht zu vergleichen. Die Tatsache, dass Feten bereits in der Schwangerschaft „lernen" ist ebenfalls noch nicht sehr lange anerkannt.

In der Regel schreien Neugeborene natürlich, wenn sie Hunger haben oder nicht zur Ruhe kommen. Ob Tag oder Nacht ist ihnen dabei gleichgültig. Tageszeiten oder unsere Rhythmen kennen sie nicht. Informationen findest du beim Babyschlaf und bei den Stillmythen. Die Informationen gelten für Babys, die gestillt werden, gleichermaßen wie für Babys, die mit dem Fläschchen gefüttert werden.

In dieser Lebensphase können Babys sehen, hören und sie haben natürlich Reflexe (wie zum Beispiel das Saugen), die ihnen ihr Überleben sichern.  Zuerst sehen Neugeborene keine Farben. Ihr Blickfeld ist eingeschränkt und die Entfernung von der Brust zum Gesicht der Mutter (ca. 20 cm) ist der Bereich, in dem sie scharf sehen können. Dinge, die in weiterer Entfernung liegen, werden nur verschwommen wahrgenommen.

Kommunikation

Dein neugeborener Säugling verfügt bereits über eine Palette von Möglichkeiten, um sich verständlich zu machen. Ist es müde, werden die Augen glanzlos und es schaut weg. Geht es ihm gut, merkt man es auch sehr deutlich. Insgesamt braucht es aber viel länger als wir, um Eindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten. Im Schlaf kann man das sogenannte Engelslächeln beobachten. Es lässt einen schmelzen, wenngleich es sich nur um einen Reflex handelt.

Eine große Rolle spielt der Blickkontakt. Du kannst über den Blick Botschaften übermitteln, die dein Baby versteht. Lenke deinen Blick auf dich oder eine andere Person. Du wirst sehen: Bald hat es gelernt, auch deinen Blick zu lenken.

Das Köpfchen halten

Die Halsmuskulatur deines Kindes ist noch zu schwach, um den Kopf halten zu können. Deshalb solltest du sein Köpfchen wirklich immer abstützen, um ein ruckartiges Zurücksinken zu vermeiden. Mit dem Halten des Köpfchens hilfst du ihm, sich in der Senkrechten zu orientieren.  Dein Baby kann sich so besser konzentrieren und ist länger aufmerksam. In diesem Zusammenhang weisen wir auf das Tragen mit guten Tragehilfen hin. Lies gerne unsere Trageberichte durch!

Vorsorgeuntersuchungen

Direkt nach der Geburt wird bei deinem Neugeborenen die erste Untersuchung (U1) durchgeführt. Es handelt sich um die erste große Untersuchung, bei der wichtige Vitalfunktionen und der allgemeine gesundheitliche Zustand deines Babys überprüft werden. Bestandteile der U1 sind:

  • Feststellen des Apgar-Wertes. Dazu werden Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen und die Reflexe erhoben. Insgesamt findet diese Untersuchung drei Mal statt (direkt nach der Geburt, in der fünften Lebensminute und in der zehnten Lebensminute).
  • Entnahme von Nabelschnurblut zur Bestimmung des pH-Wertes.
  • Kontrolle auf äußerliche Fehlbildung
  • Gewicht, Körperlänge und Kopfumfang werden gemessen.

Die zweite Untersuchung (U2) findet dann zwischen dem 3. und 10. Lebenstag statt. Ebenfalls wird wieder der allgemeine Gesundheitszustand deines Babys kontrolliert, genauso auch die Gewichtszunahme und sein Wachstum. Meistens machst du die U2 in deiner Klinik, in der du auch dein Kind auf die Welt gebracht hast. Wenn du möchtest, kannst du nun das Neugeborenenscreening auf Hörstörungen und die Stoffwechseluntersuchung durchführen lassen. Bei Verdacht auf Hüftprobleme ist auch ein vorgezogener Hüftultraschall möglich. Dein Arzt/deine Ärztin wird dich über gewisse Themen aufklären (Vitamin D, Vitamin K, Stillen/Ernährung etc.) sowie für Fragen zur Verfügung stehen.