Schreibaby! Was für ein schreckliches Wort!

Ich mag ihn nicht, diesen Begriff "Schreibaby". Aber er hat sich nun mal so eingebürgert. Nicht alle Kinder, die drei oder auch vier Sunden am Tag schreien, kann man unbedingt als Schreikinder bezeichnen. Dieser Zeitraum gilt in der Theorie noch als "akzeptabel". Die Bezeichnung "Schreibaby" ist wissenschaftlich schlecht umrissen. Es gib eine ältere Definition. Sie lautet: Wenn es seit mehr als drei Wochen an mehr als drei Tagen die Woche mehr als drei Stunden schreit. Dazu steht aber nichts über die Umstände. Nicht, ob die Eltern versuchen, es zu beruhigen, und wie sie es tun. Deshalb wenden Kinderärzte heute schlicht das folgende Kriterium an: Ein Kind ist ein Schreibaby, sobald sein Schreien für die Eltern ein massives Problem darstellt. Was konkret heißt: Ob ein Kind ein Schreibaby ist oder nicht, hinge nach dieser Definition vom Empfinden der Eltern und nicht vom Schreien der Kinder ab. Die persönliche Überforderung einer Familie wir so eher berücksichtigt. Warum ausgerechnet Sie so ein Baby haben, wird man selten eindeutig beantworten können. Auffällig ist auch mir in meinem Alltag, dass es fast immer Kinder sind, die "alles haben". Sie werden nicht vernachlässigt, müssen nicht hungern und bekommen viel Zuwendung. Oberfächlich gesehen scheint es eine Erscheinung unserer Zeit zu sein. Doch es gab es in meinen frühen Berufsjahren bereits Babys, die mehr geschrien haben als andere. Nur ging man damals anders damit um. Den Satz

Du musst es schreien lassen

sonst tanzt es Dir auf der Nase herum, haben Sie bestimmt schon hören bekommen? Ich auch!! Natürlich stimmt es nicht. Möglicherweise sind für Sie die Artikel zum Babyschlaf, diversen Mythen sowie zum Familienbett und SIDS hilfreich. Zumindest als Argumentationshilfe sind sie sicher nützlich. Hoffentlich aber auch, um das Schreien Ihres Kindes besser einordnen zu können. Eine der Ursachen beruht sozusagen auf Missverständnissen. Diese Stuationen bei den Haubesuchen ähneln sich mehr oder wenger. Also, das Baby schreit: Eltern "machen irgendetwas", damit es sich beruhigt. Das Baby stellt fest, das will ich nicht und schreit wieder. Nächster Versuch der Eltern, ein neues Angebot an das Kind, und es ist nicht das richtige. Die Schlussfolgerung ist, "die verstehen mich nicht!". Und es wieder los. Irgendwann befinden sich alle in einem Teufelskreis, aus dem man nicht mehr herauskommt. Ich beantworte gerne Fragen zu diesem Thema in den Foren.
In den Jahren als freiberufliche Hebamme bin ich mit der Problematik häufig konfrontiert, und habe einige Erfahrungen sammeln können. Natürlich sind alle Vorschläge aus den vorangehenden Kapiteln anwendbar, wenn Ihr Baby weint.